Quantcast
Sport TV Stream Photo by Thomas Serer on Unsplash

Sport live im TV: Geschichte, Entwicklung & Zukunft

Inzwischen ist es selbstverständlich, dass Zuschauer ihren Lieblingssport live im TV oder über das Smartphone verfolgen können. Gerade mit dem Aufkommen der Streaming-Anbieter kam es nochmals zu großen Veränderungen im Bereich der Sportübertragung.  Dass der Zugang zu Live-Sport nicht immer so einfach war, zeigt ein Blick in die Vergangenheit.

Weil die Verbindung zwischen Sport und TV-Übertragungen immer wichtiger wird, wollen wir mit diesem Artikel zunächst eine Reise in die Vergangenheit antreten. Dazu sehen wir uns die Geschichte und Entwicklung der TV-Sportübertragung an und wagen dann noch einen Ausblick auf mögliche Entwicklungen in der Zukunft.

Die Anfänge – 1936 bis 1960

Olympische Sommerspiele in Berlin 1936

Die Olympischen Sommerspiele in Berlin im Jahr 1936 waren die ersten Spiele, die im Fernsehen übertragen wurden. Obwohl der Fernseher zu dieser Zeit noch eine völlig neuartige Erfindung war, konnten die Zuschauer die Wettkämpfe live mitverfolgen.  

Die großen Kamera- und Aufnahme-Teams sorgten dafür, dass täglich bis zu acht Stunden Live-Sport im Fernsehen übertragen wurden. Bei der Live-Übertragung der Olympischen Spiele ging es jedoch nicht um kommerzielle, sondern rein politische Interessen.

Das nationalsozialistische Regime wollte mit der Übertragung seine angebliche technische Überlegenheit demonstrieren. Insgesamt konnten so mehr als 100.000 Personen das Sportereignis live an den Bildschirmen verfolgen.

Aus kommerzieller Sicht sind die damaligen Spiele besonders, weil noch keine Rechtevergabe existierte und die Rechte damit kostenlos waren.

Olympia 1960 in Squaw Valley und Rom

Die Olympischen Spiele im Jahr 1960 waren die ersten Spiele, für die die TV-Rechte vom IOC vermarktet wurden. Damals fanden die Winter- und Sommerspiele noch im gleichen Jahr statt und der amerikanische Sender CBS sicherte sich als erster Sender überhaupt die exklusiven Übertragungsrechte für beide Events.

Damals bezahlte der US-Sender für die TV-Rechte an den Olympischen Winterspielen lediglich eine Summe von 50.000 US-Dollar. Die Rechte an den Sommerspielen des gleichen Jahres ließ sich der Sender immerhin 400.000 US-Dollar kosten.

Mit diesen Olympischen Spielen begann die vollständige Kommerzialisierung des Events. Das Geschäft ging dabei sowohl für den IOC als auch für den TV-Sender auf, da viele Zuschauer die Events an den Bildschirmen verfolgten und die Sender hohe Werbeeinahmen erzielen konnten.

Die Sportübertragung im linearen Fernsehen – 1960 bis 1990

Olympia: Die Preise für TV-Rechte gehen durch die Decke

Nach der erfolgreichen TV-Übertragung der Olympischen Spiele im Jahr 1960 kam es in den darauffolgenden Jahren zu einem echten Boom im Bereich der TV-Rechte. Die Sender erkannten das große Potenzial der Übertragung, da sich viele Zuschauer für dieses Event interessierten. Hinzu kam, dass die Preise für Fernseher stetig sanken und somit fast alle Haushalte einen Fernseher besaßen. Das erreichbare Publikum wurde durch diese Entwicklung um ein Vielfaches größer, weshalb auch die TV-Rechte immer interessanter wurden.

Während die Preise für die Übertragungsrechte an den Sommerspielen im Jahr 1960 noch bei 400.000 US-Dollar lagen, stiegen die Kosten bis zu den olympischen Sommerspielen im Jahr 1988 (Seoul) alleine für den amerikanischen Markt auf 300 Millionen US-Dollar.

TV-Rechte im Fußball ab 1965

Nicht nur Olympia, sondern auch der Fußball profitierte vom neuen Medium Fernsehen. In der Saison 1965/66 kauften die öffentlich-rechtlichen Sender erstmals TV-Rechte an der Fußball-Bundesliga. Damals wurden jedoch nur Zusammenfassungen ausgewählter Spiele im Rahmen der Sportschau übertragen. Für die Ausstrahlungsrechte zahlten ARD und ZDF damals eine Summe von 650.000 D-Mark pro Jahr.

In den Folgejahren stiegen die Preise für die TV-Rechte aufgrund der wachsenden Beliebtheit der Fußball-Bundesliga immer mehr. Für die Saison 1970/71 mussten die TV-Sender bereits 3 Millionen D-Mark bezahlen.

Auch die Übertragungsrechte für die Fußball-Weltmeisterschaften wurden immer teurer. Das DOZ („Deutsches Olympisches Zentrum“) erwarb damals die weltweiten Übertragungsrechte für eine Summe von 18 Millionen DM.

Die Ära des Pay-TV – 1988 bis heute

Die Bundesliga-Übertragungsrechte in den 90er Jahren

Ende der 80er bzw. Anfang der 90er Jahre kam es im Fußball-Bereich zu mehreren einschneidenden Veränderungen. Zunächst sicherte sich das Medienunternehmen UFA die Rechte an der Fußball-Bundesliga und sorgte damit für ein Novum, da die Rechte jetzt erstmalig nicht mehr bei den öffentlich-rechtlichen Sendern lagen.

In der Saison 1990/91 wurde zudem mit der Partie zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Kaiserslautern am 2. März 1991 erstmals eine Partie live im Pay-TV bei Premiere übertragen.

Während die Kunden von Premiere zunächst nur ein Spiel pro Woche sehen konnten, wurden in den folgenden Jahren immer mehr Spiele live übertragen. Mit der wachsenden Beliebtheit des Pay-TVs wuchs auch der Wert der Übertragungsrechte immer weiter.

Dies wird schon bei einem Vergleich zwischen den Saisons 1988/89 und 1991/1992 deutlich. Während die Kosten für die Übertragungsrechte der Saison 1988/89 noch bei 40 Millionen D-Mark lagen, stiegen die Preise für die Ausstrahlungsrechte bis zur Saison 1991/92 auf 80 Millionen D-Mark. Durch das Aufkommen des Pay-TVs haben sich die Kosten für das Sportbroadcasting innerhalb weniger Jahre verdoppelt.

Auf die Privatisierung folgt die Kommerzialisierung

Nachdem sich die Privatsender die Übertragungsrechte gesichert hatten, nahm die Kommerzialisierung des deutschen Fußballs an Fahrt auf. Es wurden verschiedene Shows, wie beispielsweise „RAN“ eingeführt, die den Entertainment-Faktor nochmal deutlich erhöhten und noch mehr Zuschauer vor die Bildschirme lockten.

Durch diese Kommerzialisierung wurden auch die Rechte immer wertvoller. In der Saison 2000/01 bezahlten die Unternehmen KirchMedia, Premiere und Sat1 insgesamt 355 Millionen D-Mark für die Rechte an der Bundesliga. In diesem Jahr wurde auch die heute noch beliebte Konferenz von Premiere eingeführt.

Kosten für Übertragungsrechte explodieren in den 90ern auch in anderen Sportarten

In den 90er-Jahren explodierten die Kosten für die Übertragungsrechte nicht nur im Fußball, sondern auch in anderen Sportarten. Für die Olympischen Sommerspiele in Barcelona im Jahr 1992 wurden erstmals neben den Rechten für die USA auch Ausstrahlungsrechte für Europa vergeben. Durch die Vergabe konnte das IOC insgesamt Einnahmen von knapp 500 Millionen US-Dollar generieren.

Auch im Motorsport, Tennis und dem gesamten US-Sport gingen die Kosten für die TV-Übertragungsrechte in diesem Jahrzehnt durch die Decke.

Die Kirch-Pleite – das Ende des Pay-TVs?

Die fortschreitende Kommerzialisierung und die starke Konkurrenz zwischen den Sendern trieb die Kosten für die Übertragungsrechte immer weiter in die Höhe. Dass das Wettbieten um Sportrechte auch negative Folgen haben kann, zeigt sich an der Insolvenz der KirchMedia AG im Zusammenhang mit der Fußball-Bundesliga.

Unter dem Dach der KirchMedia AG befanden sich unter anderem die beiden führenden Sportsender Sat1 und Premiere. Nach der Insolvenz des Anbieters im April 2002 kam es zur Zerschlagung, im Zuge derer die Pleite des Pay-TV-Senders Premiere gerade noch abgewendet werden konnte.

Vor allem die Bundesliga-Vereine wurden von der schlechten wirtschaftlichen Lage hart getroffen, weil die Einnahmen aus dem Verkauf der TV-Rechte inzwischen eine der wichtigsten Einnahmequellen für die Bundesliga-Vereine darstellten.

Aufbruch in ein neues Zeitalter mit Sky

Die Insolvenz der KirchMedia AG bedeutete aber noch lange nicht das Ende des Pay-TVs. In den Folgejahren erholte sich der Pay-TV-Markt und spätestens seit der Premiere-Übernahme von Sky ist ein enormes Wachstum auf den Pay-TV-Markt zurückgekehrt.

Mit der Rechtevergabe für die Saison 2013/14 konnte die deutsche Fußball-Bundesliga die Lücke zu anderen europäischen Top-Ligen schließen. Sky und die ARD sicherten sich die Rechte an der Übertragung für sagenhafte 628 Millionen Euro pro Saison.

Neue Rekorde auch bei Olympia und Fußball-Turnieren 

Während sich im Club-Fußball vor allen Dingen das Pay-TV die Rechte für die Live-Übertragung sicherte, fokussierten sich die Free-TV-Sender auf die Rechte für Olympia und große Fußballturniere wie Weltmeisterschaften und Europameisterschaften.

Auch die Preise für diese Events sind in den letzten Jahrzehnten stetig angestiegen. Durch den Verkauf der TV-Rechte für Olympia 2012 in London konnte der IOC Gesamteinnahmen von knapp 2 Milliarden US-Dollar erzielen.

Auch die Preise für die Übertragungsrechte für Welt- und Europameisterschaften im Fußball gingen immer weiter durch die Decke. Für die Rechte der WM 2014 in Brasilien zahlten ARD und ZDF beispielsweise gemeinsam knapp 210 Millionen Euro. 

Neue Konkurrenz durch Streaming-Anbieter – 2016 bis heute

Mit dem Aufkommen der Streaming-Plattformen kam nochmals viel Bewegungen in den Markt der Sportübertragungsrechte. Durch eine verbesserte digitale Infrastruktur ist es seit einigen Jahren möglich, Live-Spiele über das Internet zu verbreiten. Während Anbieter wie Sky jahrelang nur auf die Übertragung per Satellit oder Kabel gesetzt haben, hat sich durch Streaming-Anbieter wie DAZN ein neuer Markt entwickelt.

DAZN hat sich in verschiedenen Ländern zu einem echten Konkurrenten der bestehenden Anbieter entwickelt und damit nochmals für eine Verschärfung des Wettbewerbs gesorgt. Dieser Wettbewerb führt wiederum dazu, dass die Ligen noch höhere Preise für die Übertragungsrechte verlangen können.

Schlussendlich führte diese Entwicklung dazu, dass beispielsweise die Fußball-Bundesliga ihre Übertragungsrechte für den sagenhaften Preis von über 1 Milliarde Euro verkaufen konnte.

Neben DAZN interessieren sich auch große Konzerne wie Amazon und Netflix immer mehr für Sportübertragungsrechte. Amazon Prime sicherte sich beispielsweise zur Champions League-Saison 2021/22 die Exklusiv-Rechte an einem Spiel pro Spieltag.

Die Streaming-Anbieter wirbeln aber nicht nur den Markt für den Fußball, sondern den Sportbroadcasting-Markt im Allgemeinen auf. Gerade DAZN hat sich in Deutschland als wichtige Sport-Plattform etabliert, die neben der Bundesliga und internationalem Fußball auch US-Sport, Boxen, MMA und viele weitere Sportarten im Angebot hat.

Zukunftsausblick: Sportübertragung in der virtuellen Realität

Durch den stetigen technologischen Fortschritt werden wir in den nächsten Jahren wahrscheinlich nochmals tiefgreifende Innovationen auf den Übertragungsmärkten sehen. Gerade die Verschmelzung von virtueller und echter Realität könnten in naher Zukunft zu völlig neuen Formaten und Zuschauererlebnissen führen.

Es ist vorstellbar, dass Zuschauer bald mit einem VR-Headset auf ihrem Sofa das echte Stadiongefühl erleben können und sich damit auch für die Ligen und Verbände neue Vermarktungsmöglichkeiten ergeben. Auch dieser Bereich wird wahrscheinlich vollständig kommerzialisiert werden, weshalb wir auch in Zukunft mit weiteren Steigerungen bei den TV-Übertragungsrechten rechnen.

Das Wichtigste vom Sport heute im TV

Auf TVSportguide bleibst du immer am Ball. Alle wichtigen Events, Übertragungen und News-Coverage findest du stets auf unserer Website.

© TVsportguide.de – Sport im TV