Hallenfußball heute: Was wurde aus dem einstigen Kult?
Ein Thema für die Fußballromantiker: Hallenfußball heute hat längst nicht mehr die Bedeutung wie einst. Beim “Budenzauber”, der traditionell in jedem Winter stattfindet, nehmen heutzutage größtenteils ehemalige Profis teil.
In unserem Artikel wagen wir uns in vergangene Zeiten der Glorie des Hallenfußballs. Zudem erinnern wir uns an die spannendsten Momente und werfen einen Blick auf die Entwicklung des Sports, die einst Fußballfans im ganzen Land gebannt vor die Fernseh-Geräte fesselte.
Hallenfußball in Deutschland: Die Entstehung
Die ersten Hallenturniere wurden 1971 in Berlin und 1972 in Essen ausgetragen. Ursprünglich vor allem beliebt bei Hobbykickern und im Breitensport, kamen auch vermehrt höherklassige Vereine bis hin zur Bundesliga auf den Geschmack, die Winterpause mit einem Erlebnis der anderen Art zu überbrücken.
In den 80er Jahren wurden Hallenturniere folglich vermehrt auch im Fernsehen übertragen. Der Reiz, die Bundesliga-arme Winterpause mit etwas “Neuem” zu füllen, ließ den Hallenfußball wahrlich boomen. Die Mischung aus vielen Toren, leichtfüßigem Fußball der Topstars der Bundesliga, und einer familiären, freundschaftlichen Atmosphäre mit Stars zum Anfassen waren die Hauptgründe für das Hoch des Hallenfußballs.
Der DFB-Hallenpokal: Eine Hallenfußball Bundesliga?
Der DFB ruf 1988 folglich die Hallenmaster aus. Für das Finale in Frankfurt konnten sich Teams über 18 verschiedene Hallenturniere mit unterschiedlicher Wertigkeit qualifizieren. Aufgrund der Vielzahl an Turnieren hatten Fans des Sports praktisch täglich die Möglichkeit, ihre Bundesligavorbilder in der Halle kicken zu sehen. Sieger der ersten Ausgabe war Bayer Uerdingen, die Gastgeber Eintracht Frankfurt mit 5:3 im Finale schlugen.
Neben den Hauptspielorten Frankfurt, Stuttgart, Dortmund, München und Bremen fanden regelmäßig Turniere in Essen, Schwerin, Kiel, Oldenburg, Leipzig, Hannover, Düsseldorf, Krefeld, Köln und Karlsruhe statt.
1998 reformierte der DFB das System erneut. Hauptänderungspunkte waren die Erhöhung des Preisgeldes und die Verminderung der Turniere. So konnten sich Amateurteams sowie Mannschaften aus der 1. und 2. Bundesliga in fünf Turnieren auf freiwilliger Basis für das Masters-Turnier mit zwölf Teams qualifizieren. Der DFB-Hallenpokal war geboren.
Der Fall des Kults
Mit der erhöhten ökonomischen Wichtigkeit und dem relativen kurzen Weg, einen prestigeträchtigen Titel im deutschen Fußball zu gewinnen, stieg auch die Seriosität, mit der die stärksten Teams den Wettbewerb wahrnahmen.
Von der Leichtigkeit der Anfangszeit des Hallenfußballs war nicht mehr viel zu sehen. Strategie, Taktik, und damit einhergehend viel weniger Tore waren die Folgen. Zudem schickten einige Teams lediglich die zweite oder dritte Garde, da das Verletzungsrisiko als zu hoch eingestuft wurde.
Langsam aber sicher verlor der Budenzauber an Attraktivität. Der letzte DFB-Hallenpokal wurde 2001 ausgetragen. Mit insgesamt vier Siegen ging Borussia Dortmund als Rekordmeister in die Geschichtsbücher ein.
Alle DFB-Hallenpokalsieger
1988 | Bayern Uerdingen |
1989 | Werder Bremen |
1990 | Borussia Dortmund |
1991 | Borussia Dortmund |
1992 | Borussia Dortmund |
1993 | 1. FC Köln |
1994 | Bayer Leverkusen |
1995 | Karslruher SC |
1996 | TSV 1860 München |
1997 | 1. FC Kaiserslautern |
1998 | Hansa Rostock |
1999 | Borussia Dortmund |
2000 | SpVgg Greuther Fürth |
2001 | SpVgg Unterhaching |
In den Folgejahren wurden lediglich privat und unabhängig organisierte Hallenturniere ausgetragen. Das Preisgeld sowie die Teilnahme von Topspielern nahm rasant ab. Anhänger des einstigen Kults blieben frustriert. 2010 wurde zudem die Winterpause in der Bundesliga verkürzt, was dem professionellen Hallenfußball endgültig den Gar ausmachte.
Budenzauber mit ehemaligen Profis
Erstmals seit Einführung des Hallenmasters nahm im Winter 2015/16 kein Bundesligist an einem Hallenturnier teil. Ein Signal, dass der Hallenfußball, wie man ihn einst kannte, nicht mehr existiert.
Ganz ausgestorben ist er jedoch noch nicht. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt eine Tendenz in eine andere Richtung. “Traditionsmannschaften” mit ehemaligen Profis bestimmen aktuell das Geschehen. Dies soll die Lockerheit der frühen Jahre zurückbringen – mit Erfolg.
Kleinere Hallenmasters mit Spielorten in Krefeld, Dortmund, Oldenburg und Berlin, sowie zuletzt vor allem der Budenzauber Emsland in Lingen haben sich etabliert.
Hallenfußball live im TV
Mit diesem fällt auch am 12. November der Startschuss in die Hallenfußballsaison 2021. Die 8. Auflage des Turniers wird live auf Sport1 übertragen.
Der SV Meppen, FC St. Pauli, VfL Bochum, Bayer Leverkusen, Werder Bremen und der VfL Osnabrück haben ihre Teilnahme bestätigt. Mit dabei sind unter anderem Bundesliga-Legenden wie Ivan Klasnic, Oliver Neuville, Patrick Helmes, Boris Zivkovic, Dariusz Wosz oder Benjamin Auer.
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