Dortmund gegen Leipzig: DFB-Pokal und das Duell um Deutschlands Nummer 2
Dortmund gegen Leipzig heißt die Final-Begegnung des DFB-Pokals 2021 am 13. Mai. Zuvor kam es am 8. Mai auch in der Bundesliga zum Aufeinandertreffen, welches Dortmund in einem furiosen Spiel knapp mit 3:2 für sich entschied. Beide Teams befinden sich auf Augenhöhe und haben im Pokal die Chance auf einen lang ersehnten Titel. RB Leipzig greift darüber hinaus auch den Status des BVB als langfristige, zweite Kraft im deutschen Vereinsfußball an.
Zusätzliche Brisanz bringt das Treffen zweier scheidender Trainer: Julian Nagelsmann verlässt Leipzig am Saisonende und wechselt zum Rekordmeister Bayern München. Edin Terzic muss Marco Rose, der Neuverpflichtung aus Gladbach, weichen. Beide Coaches wünschen sich ihren ersten Vereinstitel.
Borussia Dortmund: Lange Jahre Bayern ärgster Konkurrent
Die Saison 2007/08 stellte für Borussia Dortmund einen Tiefpunkt dar. Mit Thomas Doll erreichte man damals nur den 13. Rang in der Bundesliga. Das schwächste Resultat seit der Saison 1987/88. Zwischenzeitlich hatte man sogar an den Abstiegskampf denken müssen. Was in den darauffolgenden Jahren unter Jürgen Klopp folgte, war ein beispielloser Weg zurück zur Nummer 2 des deutschen Vereinsfußballs, welcher von den beiden Meistertiteln 2011 und 2012 gekrönt wurde.
Obwohl dies bis heute das letzte Mal sein sollte, dass der FC Bayern sich nicht als deutscher Meister hat feiern lassen dürfen, galt der Platz als größter Rivale der Bayern als zementiert. Nur einmal verpasste der BVB seither die Qualifikation für die Champions League.
Kann Leipzig Dortmund auf lange Sicht verdrängen?
Dass die Borussia in dieser Saison lange droht, diese zu verpassen, mag an der schwachen Form der Hinrunde und den durchwachsenen Leistungen über weite Strecken der Rückrunde liegen. Ein weiterer Grund ist jedoch, dass sich ein Neuling an der Spitze etabliert hat, der gekommen ist, um zu bleiben. Nach dem Aufstieg in die Bundesliga 2016 landete RB Leipzig gleich in der ersten Saison auf dem zweiten Platz. Das beste Resultat seit 1998, als es dem 1. FC Kaiserslautern als Aufsteiger gelang, die deutsche Meisterschaft zu gewinnen.
Es folgten ein sechster und ein dritter Gesamtrang in den nachfolgenden Saisons für RB, bevor der Shootingstar aller Coaches, Julian Nagelsmann, das Ruder übernahm. Unter Nagelsmann gelang 2019/20 erneut der dritte Rang. Zudem sicherte man sich die Herbstmeisterschaft nach der Hinrunde und erreichte das Halbfinale der Champions League. In dieser Saison deutet vieles auf die zweite Vizemeisterschaft der Bullen, sowie die beste Saison der Vereinsgeschichte hin. Bei noch drei verbleibenden Spielen ist der Tabellendritte aus Wolfsburg Sieben Punkte entfernt. Zusätzlich greift man im Pokalfinale nun nach dem ersten Titel.
Das Konzept von RB ist ausgelegt auf professionelles Scouting von Youngsters. Die zehn teuersten Transfers des Vereins waren zum Zeitpunkt der Verpflichtung im Schnitt 21,5 Jahre alt. Nur Kevin Kampl (26) war älter als 24 Jahre. Die Rekord-Ablöse liegt nach wie vor unter 30 Millionen Euro (Naby Keita für 29,75 Millionen Euro, Quelle: tranfermarkt.tv).
Leipzig hat sich in den wenigen Jahren Bundesliga bereits zu einem Großgewicht des deutschen Fußballs entwickelt. Durch den Großkonzern Red Bull, der hinter dem Verein steht, kann man aus einer finanziell sorglosen Position heraus agieren. Man darf mit Spannung erwarten, inwieweit sich die Rivalität zwischen Leipzig und Dortmund in den kommenden Jahren entwickeln wird. Festigt sich einer der beiden Vereine als feste Nummer 2 hinter den Bayern? Oder kann Leipzig den Münchnern gar Konkurrenz machen?
Dortmund gegen Leipzig: Bilanz und Formkurve
Im direkten Vergleich kommen die Sachsen noch nicht ganz an die Borussen heran. Seit 2016 gab es das Duell insgesamt zehn Mal. Alle bisherigen Aufeinandertreffen fanden in der Bundesliga statt. Dortmund gewann sechs der zehn Partien, zuletzt zwei Mal auswärts in der Hinrunde der aktuellen Saison (3:1), sowie in der Rückrunde der vergangenen Saison (2:0) und nun das 3:2 zu Hause, welches Dortmund seit langer Zeit wieder zurück auf die Champions-League-Ränge brachte. Zwei Mal ging Leipzig als Sieger hervor, zwei Mal gab es ein Remis.
Zwei Dinge sprachen vor dem Bundesliga-Duell für den BVB: Die Form und die Dringlichkeit, Punkte in der Bundesliga einzufahren. Zuletzt gelangen dem Team von Terzic vier Siege in Serie. Nachdem die Champions League Qualifikation durch eine Heimniederlage gegen den direkten Konkurrenten Eintracht Frankfurt Anfang April in scheinbar unerreichbare Ferne gerückt war, war man bereits vor dem ersten Duell mit Leipzig wieder dran.
Leipzig hatte in der Bundesliga dagegen nur noch die Statistik gejagt. Weder die Meisterschaft noch das Abrutschen auf Rang drei waren und sind realistisch. Ein Sieg fehlt dagegen, um die punktetechnisch beste Bundesliga-Saison 2016/17 zu egalisieren.
Prognose
Innerhalb von fünf Tagen wird das DFB Pokalfinale in Berlin zwischen Dortmund und Leipzig das zweite Aufeinandertreffen sein. Fans dürfen am Donnerstag womöglich ein komplett unterschiedliches Spiel erwarten. Zwar kann man nicht davon sprechen, dass Leipzig in der Bundesliga einige Spieler geschont hätte. Auch war es offen ersichtlich, dass Julian Nagelsmann die Niederlage beim BVB alles andere als schmeckte.
Im Finale erwarten wir uns allerdings nochmals mehr Biss und Leidenschaft. Leipzig möchte unbedingt den ersten Titel der Vereinsgeschichte einfahren. Doch auch Dortmund wartet inzwischen seit fast 4 Jahren auf Silberware in einem der beiden wichtigsten deutschen Vereinswetteberbe. Zuletzt gelang der Pokalsieg 2017. Aus dem aktuellen Bundesliga-Kader waren damals lediglich Marco Reus, Raphaël Guerreiro, Roman Bürki und Lukasz Piszczek mit von der Partie.
Wir erwarten weniger Tore als beim 3:2 in der Bundesliga und einen ausgeglichenen Pokal-Fight, der bis zuletzt spannend bleibt und bei dem Kleinigkeiten das Spiel entscheiden werden.
Dortmund gegen Leipzig im Fernsehen
Das DFB-Pokal-Finale gibt es am 13. Mai ab 20:45 Uhr auf Sky Sport. Kai Dittmann ist auf Sky Sport 1 und Sky Ticket live mit von der Partie.
Außerdem wird das Spiel im Free-TV auf Das Erste gezeigt. Kommentator ist Florian Naß.
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